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1. Die Heimat - S. 50

1899 - Leipzig : Degener
— 50 — a) Das Brockengebirge und das Brockenfeld. Vom Nordrande des Harzes aus steigt der Brocken*) rasch und steil an. 900 m erhebt er sich von der Ebene bei Jlsenbnrg aus. Über der Nordsee liegt er rund 1140 in (Vergl. mit einem bekannten Hügel der Heimat oder mit der Turmhöhe). Der Brocken ist nicht nur der höchste Berg des Harzes, sondern aller Gebirgslandschaften nörd- lich vom Main, Erz- und Riesengebirge. In Preußen ist er der zweithöchste Berg, und unter den Bergen Deutschlands nimmt er die neunte Stelle ein.**) Wie die heidnischen Völker sich noch heute die Wohnsitze ihrer Götter aus hohen Bergen, auf himmelanstrebenden Stellen der Erde denken (Beispiele!), so sahen auch unsere Väter in der Heidenzeit in dem Brocken die Wohnung ihrer Götter. Dort standen die berühmtesten Opferaltäre, dort wurden die größten Feste gefeiert. Selbst als Karl der Große das Christentum mit Gewalt einge- sührt hatte, konnte man sich noch lange nicht von den Götzenfesten trennen. Heim- lich versammelten sich die heidnischen Reste an ihren Festtagen, besonders am 1. Mai zu der mit Tänzen verbundenen Frühlingsfeier. Auf diese Weise kam der Brocken unter dem Namen Blocksberg bei den Christen in Verruf. Sie meinten, in der Nacht zum 1. Mai (Walpurgisnacht)***) zöge der Teufel mit seinen Getreuen, insonderheit mit den alten Hexen, auf Ziegenböcken, Besen und Ofengabeln reitend, auf den Blocksberg, um dort wüste Gelage zu feiern. „Die Hexen zu dem Brocken ziehn, die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün. Da sammelt sich der große Haus, Herr Uriau sitzt oben draus." (Goethe, Faust.) Eine Schattenseite dieses Aberglaubens zeigte sich in den Hexenprozessen, durch welche die der Hexerei verdächtigen Personen, besonders Frauen, zum Feuertode verurteilt wurden. In Deutschland sind die Hexenprozesse seit 1484 über zwei Jahrhunderte lang im Schwange gewesen. Die Zahl der verbrannten Hexen schätzt man auf ca. 100000. Noch bis in das 19. Jahrhundert hinein reichte die Wahnvorstellung von den Hexen, wie die drei Kreuze an den Thorwegen mancher Ortschaften in der 1. Mainacht bewiesen, wodurch das Vieh vor den vorüberziehenden Hexen geschützt sein sollte. Auch die Namen einiger Felsblöcke aus dem Brocken, wie Hexenwaschbecken, Hexenaltar, Teufelskanzel ic.r und der Name der Brockenblume (Anemone alpina), welche auch „Hexenbesen" genannt wird, erinnern an den Spuk der 1. Mainacht. Der jetzt abgerundete Brockengipfel hat etwa 1 Stunde ün Umfange. Mit seinem Fuße steht derselbe noch in der Region des Nadelwaldes, welcher weiter *) Brocken ist abzuleiten von bracken = verwachsenes, schwer zugängliches Dickicht. Roch im 16. Jahrhundert war der Brocken durch Sumpf und Bruch verschanzt. **) In Preußen ist nur die Schneekoppe (1600 m) im Riesengebirge höher. In Deutsch- land gehen dem Brocken voran: Zugspitze (Dachstein) 3000 m, Watzmann (Gerlsdorfer Spitze) 2700 in, Schneekoppe 1600 m, Gr. Arber (im Böhmer Walde) 1500 m, Feldberg (im Schwarz- walde) 1500 m, Rachel (im Böhmer Walde) 1460 m, Sulzer Belchen (im Wasgenwalde) 1450 in, Glatzer Schneeberg 1400 in. ***) Walpurgis, eine Heilige, wurde als Beschützerin vor Zauberkünsten verehrt. Der Tag ihrer Heiligsprechung war der 1. Mai, darum übertrug sich der Name der Heiligen auf diesen Tag.

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 106

1902 - Magdeburg : Creutz
106 Das Norddeutsche Flachland- C. Klima. Die niedrigen Höhen des Baltischen Landrückens schützen das Ties- land ungenügend vor den rauhen Nord- und Ostiviudeu. Auch die ungeheure russische Ebene hat Einfluß aus das Klima. Herrscht dort große Kälte, so sinkt, herrscht dort Hitze, so steigt hier die Temperatur. Die kälteste und regenärmste Gegend ist die Ostpreußische Seeenplatte. Doch kann auch hier- nach Ackerbau getrieben werden. Die geringste mittlere Jahreswäriue beträgt 6° C. Milder ist das Land an der Meeresküste und tut Binnen- lande, so haben Berlin 9° C., Breslau 8° C., Magdeburg 8,8 C. Durch - schuittswäriue. Das westliche Tiesiaud ist durchweg wärmer und an Nieder- schlägen reicher. Die flache Küste läßt die Milde des offenen Meeres (Seeklima) auf das Biuueulaud wirken. Während am Meere im Durch- schnitt 7,5° C. sind, zeigt das Binnenland 8—9°C. D. Schätze in der Tiefe. Da die Gesteinsschichten, die gewöhnlich Steinkohlen und Erze ein- schließen, in der Ebene zu ties liegen, so hat man sie bis jetzt noch nicht abgebaut, weiß auch noch nicht sicher, ob sie hier diese Stoffe bergen. Aber zwei äußerst wertvolle Schätze sind in reichem Maße vorhanden: Salz und Braunkohle. Die häufig sprudeludeu Salzquellen (Halle, Artern, Lüneburg) und die Gipslager zeigten die Anwesenheit des Salzes an. Beide Stoffe haben sich einst aus dem salzigen (Ur) Meere zu Boden gesetzt. Bohrnngen haben ergeben, daß Norddeutschlaud wohl das salzreichste Laud der Erde ist (Staßfurt, Schönebeck, Sperenberg b. Berlin, Jnowrazlaw, Lüneburg, Segeberg). Braunkohlen finden sich hauptsächlich in den ehemaligen Senken und Tälern, so zieht ein breiter Braunkohlengürtel sich am Nordrande der Gebirge hin. Die Mittelpunkte der Brauukohlengewinnnng sind: Halle- Weißensels-Zeitz, Völpke b. Magdeburg, Krossen a. O., Lissa am Obra. Torf liesern die großen Brüche und Moore. Wertvoll sind die Kalksteine des Rüdersdorfers Kaltlagers (fö. v. Berlin), fast weltberühmt die Pflaster- steine der Umgegend von Magdeburg (rote und blaue Grauwacke), die Lehme und Tone, aus denen das für das Tiefland wichtigste Baumaterial, die Ziegel, aber auch wertvolle Touwaren (Bunzlau, Görzke) gebrannt werden. Auch der sonst seltene Bernstein wird ans der Tiefe, aber anch minlaggern und Fischnetzen gewonnen. Das wichtigste Bernsteingebiet ist das ^-anstand. Die Insel Rügen liefert vorzügliche Kreide und die Gegend von Halle gute Porzellanerde. An Metallen liefert das Tiefland nur Eisen, Zink und Blei auf der Oberschlesischeu Platte. Der Reichtum an Zink ist hier so groß, daß Deutschland dadurch das Hauptziuklaud der Erde geworden ist. E. Die Bewohner. a. Beschäftigung, b. Volksstä m m e, c. Religion. a. Nach der Betrachtung der Bodenform, der Gewässer und der Schätze in der Tiefe des Norddeutschen Flachlandes ergeben sich für feine Bevölkerung folgende Nährquellen:

3. Deutsche Geschichte - S. 121

1912 - Halle a.S. : Schroedel
dachte sein Nachfolger, der harte, finstere Philipp Ii. Sein ganzes Streben ging darauf hin, dem Volke seine alten Freiheiten zu nehmen und die evau-gelische Lehre auszurotten. So lie er nach einem Kriege mit Frankreich spanische Truppen im Land, und ohne jemand zu fragen, vermehrte er die Zahl der Bistmer von drei auf siebzehn. Glaubensgerichte wurden ein-gesetzt und viele Evangelische entweder in den Kerker geworfen oder ver-brannt. Da ergriff eine groe Erregung hoch und niedrig. Die Fhrer der Unzufriedenen waren Graf Wilhelm von Oranien, Graf Egmont und Admiral Hoorn. Als Philipp die Niederlande verlie, setzte er seine Stiefschwester Margarete von Parma als Statthalterin ein. Eines Tages nun schritten dreihundert Adelige, die einen Bund geschlossen hatten, in feierlichem Zuge paarweise auf das Schlo zu Brssel und ber-reichten ihr ehrfurchtsvoll ein Schriftstck, in dem sie um Schonung des Volkes baten. Aber aus Furcht vor Philipp wagte Margarete nicht, ihren Wunsch zu erfllen. Jetzt brach unter dem Volke ein Aufruhr aus. An vielen Orten begann der Pbel die katholischen Kirchen zu strmen. Die Tren wurden erbrochen, die Altre umgestrzt, die Bilder der Heiligen zerschmettert und mit Fen getreten. Doch gelang es Oranien, Egmont und Hoorn, die Emprer zu bndigen, und bald herrschte wieder Ruhe und Ordnung im Lande. 3. Albas Schreckensherr-schaft. Philipp aber sann auf Rache. Er schickte den Herzog Alba Mit 10 000 Sldnern ins Wilhelm von Oranien. Land. Der Schrecken ging vor diesem Kriegsmanue her. In Scharen ergiffen die Niederlnder schon jetzt die Flucht Auch Wilhelm von Oranien, der nichts Gutes ahnte, eilte davon und begab sich auf sein Schlo zu Dillenburg. Egmont und Hoorn aber blieben arglos und verlieen sich darauf, da sie ja durchaus knigstreue Manner waren. y 9 mor in Brssel eingezogen, so begann ein Schreckens- regunent. Egmont und Hoorn wurden gefangen genommen, als Hoch-verrater verurteilt und auf dem Marktplatz ffentlich hingerichtet. Mit Zittern vernahmen die Leute das Wort Albas, noch achthundert Kpfe von Adeligen muten fallen, bis Ruhe im Lande sei. Wer nicht spanisch gesinnt

4. Deutsche Geschichte - S. 136

1912 - Halle a.S. : Schroedel
136 sie die letzte Rettung. Waren die Soldaten abgezogen, dann kehrten die Armen in ihre Huser zurck und besserten notdrftig aus, was verwstet war. Nicht selten freilich fanden sie nur eine rauchende Brandsttte." In ihrer Not buken die Bauern damals Brot aus Eichelmehl und aen Gras und Baumrinde, Hunde, Katzen und gefallene Pferde; selbst die Fried-Hfe und Galgen waren vor den Hungrigen' nicht sicher. Viele gingen unter die Ruber, verbanden sich mit entlaufenen oder entlassenen Soldaten und wurden nun der Schrecken der Landstraen. Die andern, die es mit der ehrlichen Arbeit hielten, hatten weder Vieh, Saatkorn und Gert noch Knecht und Magd. Es war ein Elend ohnegleichen. 2. Fremdes Wesen in Deutschland. Lange waren die Franzosen im Lande gewesen. In ihnen sahen allmhlich viele Leute ihr Vorbild. Die franzsische Mode fand berall in Deutschland Eingang, und wer etwas gelten wollte, mute sich nach ihr kleiden. Mit der fremden Tracht kam die fremde Sprache. Die vornehmen Kreise unseres Volkes redeten nur noch französisch; die deutsche Sprache verachteten sie als roh und unbeholfen. Auch der einfache Brger setzte seinen Stolz darein, seine Rede wenigstens mit fremden Brocken zu verzieren. So entstand bei uns eine Sprachmengerei schlimmster Art. Leider zog mit Sprache und Sitte auch der sittenlose Lebenswandel ein, der am Hofe zu Versailles herrschte. Durch diese blinde Na chffuug machten sich die Deutschen bei allen Vlkern zum Spott. 3. Der Aberglaube. Im Dreiigjhrigen Kriege griff der roheste Aber-glaube um sich; besonders bei den Soldaten war er im Schwange. Vor den Kugeln hatten diese einen gewaltigen Respekt. Darum suchten sie den Leib gegen jedes Gescho fest" oder gefroren" zu machen. Hierfr wuten besonders die fahrenden Schler und die Zigeuner Rat. Um Geld und gute Worte lieferten sie eine ganze Auswahl von Zaubermitteln. Da gab es geweihte Mnzen, die man um den Hals hngte, Papierstreifen mit Bibel- oder Zaubersprchen, die in eine Haselnu oder einen Federkiel eingeschlossen wurden, krftige Hexenkruter und hnliches mehr. Der Soldat, der ein solches Schutzmittel besa, war sicher, da nun die feindlichen Geschosse in seinen Kleidern hngen blieben und da er sie nach der Schlacht nur herauszuschtteln brauchte. Traf ihn dennoch eine Kugel, so war entweder das Zaubermittel nicht ganz in Ordnung, oder jene Kugel war eine Freikugel; die hatte einer um Mitternacht an einsamem Orte gegossen, und der Teufel war ihm dabei behilflich gewesen. Entsetzlich verbreitete sich auch der Hexenglaube. In katholischen und evangelischen Lndern wurden Taufende von Frauen und Mdchen verbrannt, weil sie auf der Folter bekannt hatten, da sie mit dem Teufel im Bunde stnden; Taufende von Mnnern und Knaben traf das gleiche Schicksal. In Wrzburg allein starben binnen zwei Jahren 158 Menschen auf dem Scheiterhaufen, unter ihnen Knaben von zehn bis vierzehn und Mdchen von neun Jahren. Der edle Jesuit Spee, der viele dieser Armen auf den Tod vorbereiten mute, bekam vor Kummer frhe graues Haar. In einer Schrift flehte er Fürsten und Obrigkeiten an, die abscheulichen Hexenprozesse einzu-stellen; aber nur ganz langsam sah die Menschheit ihren Irrwahn ein. Bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts hat er sein Unwesen getrieben.

5. Deutsche Geschichte - S. 191

1912 - Halle a.S. : Schroedel
Das Zeitalter der franzsischen Revolution und Napoleons. I. Die Franzsische Revolution. 1. Die Ursachen. Whrend der preuische Staat von tchtigen Herrschern aufgebaut wurde, ging es mit Frankreich mehr und mehr ab-wrts. Ludwig Xiv. und sein Urenkel Ludwig Xv. fhrten eine Reihe von Kriegen, die ungeheure Summen verschlangen. Dazu waren beide Könige leichtsinnige Verschwender. Der Hof von Versailles brauchte jhrlich mehr als hundert Millionen Franken. Was Friedrich der Groe in zwlf Monaten ausgab, reichte dort kaum fr einen Tag. So geriet das Land in furchtbare Schulden. Um sie zu decken, muten immer mehr Steuern erhoben werden. Aber diese Abgaben hatte nicht das ganze Volk auszubringen, sondern nur die Brger und Bauern. Adel und Geistlichkeit, die beiden ersten Stnde, waren steuerfrei. Und doch besaen sie fast die Hlfte von allem Grund und Boden, und die hohen Amter lagen nur in ihren Hnden. Dabei waren wenige von ihnen tchtige Leute. * Die meisten Adeligen wuten nichts von ernster Arbeit. Sie gingen am liebsten ihrem Vergngen nach und sahen mit Verachtung auf den einfachen Mann herab. Auch die vornehmen Geistlichen lebten herrlich und in Freuden, während die schlichten Priester kaum das tgliche Brot hatten. Alle Lasten trugen also Brger und Bauern, der dritte Stand. Be-sonders die Bauern litten schwer. Von den Leibeigenen forderte der Gutsherr Dienste und Abgaben, die Kirche den Zehnten, der Staat hohe Steuern. So arlpeueten fte eigentlich nur fr andre. Aber auch diejenigen, die auf eignem Gutchen saen, wurden ihres Lebens nicht froh; denn vier Fnftel ihres Einkommens muten sie an Steuern hergeben. Da verloren viele von ihnen den Mut. Sie lieen die Acker wst liegen, rissen in den Wein-bergen die Reben ans und gingen als Bettler davon. So war es kein Wunder, da m Stadt und Land eine furchtbare Erbitterung die Unterdrckten ergriff. 9 wurde noch durch hervorragende Schriftsteller geschrt Kernet hat darin mehr gewirkt als Rousseau aus Genf. Dieser Mann stellte die Lehre aus, da alle Menschen gleich seien, da es also keine ?5e' Adeligen, keine Vorrechte geben brfe; niemand habe ein Jtecht ba Volk zu beherrschen, fonbern es msse sich selbst regieren, benn e wisse immer am besten, was ihm not tue. Voltaire und anbre

6. Deutsche Geschichte - S. 208

1912 - Halle a.S. : Schroedel
]|208 seine Freundschaft zu gewinnen. Da blieb Friedrich Wilhelm Iii. nichts andres brig, als Frieden zu schlieen. Wohlmeinende franzsische Generale rieten ihm, seine Gemahlin nach Tilsit kommen zu lassen, wo die Verhandlungen stattfanden. Sie sollte ein gutes Wort fr Preußen einlegen und Napoleon milder stimmen. Schweren Herzens brachte die edle Knigin dieses Opfer. In ihrer Unterredung mit dem Eroberer -bat sie diesen, ihr armes Land zu schonen und ihm wenigstens Magdeburg zu lassen; doch alle ihre Vorstellungen rhrten den harten Mann nicht. Preußen verlor im Osten die Gebiete, die es durch die beiden letzten Teilungen Polens gewonnen hatte, auch Danzig und Thorn; im Westen bte es alle Lnder links der Elbe ein. Aus den polnischen Gebieten entstand das Herzogtum Warschau; westlich der Elbe schuf Napoleon fr seinen jngsten Bruder Jerome das Knigreich Westfalen mit 'der Haupt-stadt Cassel. Ferner mute Preußen eine Kriegsentschdigung von 112 Millionen Mark zahlen. Solange die Schuld nicht getilgt war, blieb ein groes feindliches Heer im Lande, dessen Verpflegung gewaltige Summen kostete. Im ganzen hat Napoleon, nach seiner eigenen Aussage, mehr als eine Milliarde Mark aus Preußen gezogen. Die preuische Armee durfte in Zu-fnft nicht der 42000 Mann stark sein. Endlich trat Preußen wie auch Rußland der Kontinentalsperre bei. Der Staat Friedrichs des Groen lag hilflos am Boden. Vi. Die Miedergeburt preuftetts* 1. Die Reformen des Freiherrn vom Stein. Tief war Preußen gefallen ; aber die Trbsal wurde ihm zum Heil. Aus den Trmmern ent-stand ein neuer Staat. Der Mann, der die Grundmauern schuf, war der Freiherr vom und zum Stein. Stein stammte aus einem alten reichsritterlichen Geschlecht. Seine Wiege stand zu Nassau au der Lahn. Frhe trat er in preuische Dienste. Bei seiner seltenen Begabung und seinem groen Eifer stieg er rasch empor. So wurde er 1804 preuischer Minister. Klar erkannte sein scharfer Verstand die Fehler in der Einrichtung des Staates. Als nun das Unglck der Preußen hereinbrach, forderte er mit aller Entschiedenheit wichtige nderungen, namentlich auch die Entlassung der alten Ratgeber. Allein der König nahm ihm seinen Freimut sehr bel und entlie ihn. Nach dem Frieden von Tilsit aber sah Friedrich Wilhelm ein, da nur Stein der rechte Mann sei, um das Land zu retten. Deshalb berief er ihn an die Spitze des Staates. Stein verga die Krnkung, die er erlitten hatte, und eilte, trotzdem er schwer leidend war, von Nassau nach Memel. Mit aller Kraft ging er alsbald daran, fr Preußen eine bessere Zeit herbeizufhren. Zunchst galt es, Geld zu schaffen, um die Franzosen aus dem Lande zu bringen. Deshalb mute berall gespart werden. Die knigliche Familie gab das schnste Beispiel. Friedrich Wilhelm verkaufte sein goldenes Tafel-geschirr, Luise ihre Diamanten. In Memel wohnte das hohe Paar in einem schlichten Hause, und an seiner Tafel ging es so einfach zu wie an der eines gewhnlichen Brgers. Die groe Sparsamkeit des Hofes wurde

7. Geschichte der Provinz Sachsen - S. 139

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
43. Wilhelm Heinse (17491803) zc. 139 stelle in Halberstadt. Dann lebte er von 17741780 als Mit-redaktenr der Zeitschrift Iris" in Dsseldorf, wo zugleich durch das Studium der Gemldegalerie sein Kunstsinn und seine Sehnsucht nach Italien geweckt wurden. Er hielt sich dann in Italien vier Jahre auf. Nach seiner Rckkehr wurde er Vorleser des Kurfrsten von Mainz in Aschaffenburg, dann dessen Privatsekretr und nach dessen Tode Bibliothekar daselbst. 1803 ist er hier gestorben. Schon in seinen Briefen der die Dsseldorfer Galerie nahm er grnnd-stzlich Stellung gegen Winckelmann, noch mehr aber in seinem Knstlerroman Ardinghello". Gleich Herder verlangte er, da die Kunst der das leere griechische Schnheitsideal hinausgehen und eng mit dem Volkscharakter zusammenhngen msse. Jedes Land hat seine eigentmliche Kunst, wie sein Klima und seine Landschaft," sagt er. Und weiter: Ein abstraktes, blo vollkommenes Weib, das Don keinem Klima, keiner Volkssitte etwas an sich htte, ist und bleibt meiner Meinung nach ein Hirngespinst, rger als die abenteuerlichste Romanheldin, die doch wenigstens irgend eine Sprache reden mu, deren Worte man versteht. Und solche unertrgliche leere Gesichter und Gestalten nennen die armseligen Schelme, die Weiter nichts als ihr Handwerk nach Gipsen gelernt haben und treiben, wahre hohe Kunst, und wollen mit Verachtung auf die Kernmenschen herunterschauen, die die Schnheiten, welche in ihrem Jahrhundert aufblhten, mit lebendigem Herzen in sich erbeutet haben." Was die Kunst Lessings und Winckelmanns bieten sollte, war trotz aller Grenzen, die man zwischen Dichtung und Kunst zog, nur geformte oder gezeichnete Literatur. Es fehlte das Malerische, es fehlte die Stimmung. Demgegenber wies Heinfe auf Tizian hin: Tizian ergreift alle, die feine Maler sind; und diese selbst im Hauptftcke der Malerei, welches durchaus die Wahrheit der Farbe ist. Ohne Wahrheit der Farbe fann feine Malerei bestehen, eher ohne Zeichnung." Diese Worte enthalten schon den ganzen Kampf der modernen Kunst, die ganze Stimmungsmalerei der franzsischen Landschafter, der Freilichtmaler und Impressionisten. Die Klassizisten -erachteten mit Winckelmann und Lessing die Landschaft nicht fr einen Gegenstand des Malens. Heinse dagegen setzte die Landschaftsmalerei in ihr Recht, wenn er sagt: Die Landschaftsmalerei wird endlich alle andern verdrngen. Und also knnen wir gewissermaen die Griechen bertreffen, weil wir uns gerade an die wahren Gegen-stnde machen, die sie verfehlt haben." Und er hat recht behalten; der Triumph der modernen Kunst ist die Landschaft geworden. So stellte schon damals Heinse Grundstze auf, die erst mehrere Menschenalter spter zur Anerkennung kommen sollten. Freuen wir uns also, da Heinse zu den berhmten Mnnern unserer Heimat gehrt.

8. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. III

1903 - Wiesbaden : Behrend
Vorwort. Die vorliegende Geschichte" ist bestimmt fr die Hand der Schler und Schlerinnen der Mittelschulen und hnlicher Lehranstalten der Provinz Sachfett. Um den neuzeitlichen Anforderungen an den Gefchichts-Unterricht zu entsprechen, waren bei der Bearbeitung folgende Grundstze magebend: 1. Die Geschichte der Heimat mu aus psychologischen, ethischen und pdagogischen Grnden im Mittelpunkte der preuisch-deutschen Geschichte stehen. Nach Mglichkeit mu deshalb von der Heimatsprovinz ausgegangen und schlielich zu ihr zurckgekehrt werden. Dabei darf sich die Geschichte der Provinz nicht aufdringlich und auffllig hervordrngen, fondern sie mu sich als ein notwendiges Glied in den Verlauf des geschichtlichen Ganzen einfgen. (Vergl. z. B. Abschnitt Ix. S. 103110, Xi. A. S. 113115 f., Xiii. S. 125 u. 126, Xxii. 148155 f. ic. 2c.) 2. Um in das Verstndnis der Gegenwart gehrig einfhren zu knnen, mu die allerjngfte Zeit mit ihrer Gesetzgebung und Weltpolitik bercksichtigt werden. (S. Abschn. Xviii-Xxiii.) 3. Kriegs- und Kulturgeschichte sind als gleichwertig zu schtzen und mssen sich mglichst um die Person der Herrscher gruppieren. In der preuischen Ge-schichte haben die Hohenzollernsrsten immer den Kernpunkt der Darstellung zu bilden, foda sich ihre Perfon auf dem gefamtgefchichtlichen Hintergrunde lebens-und wirkungsvoll abhebt. Auch hervorragende Frauengestalten sind gebhrend zu wrdigen und darzustellen. 4. Die kulturgeschichtlichen Abschnitte sind so zu bearbeiten, da Kulturgeschichtliche Bilder" wie die Lehmann-schen u. a. mit Erfolg beim Unterricht zur Veranfchau-lichung herangezogen werden knnen.

9. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. IV

1903 - Wiesbaden : Behrend
Iv 5. Groes Gewicht ist auf die Hervorhebung der ethischen Momente zu legen, um die erziehliche Seite des Unter-richts zu ihrem Rechte kommen zu lassen. Die Geschichte ist die Grundlage der Selbsterkenntnis fr den einzelnen, fr die Völker und fr die Menschheit!" 6. Die Sprache (Darstellungsweise) des Buches mu leicht falich und geist- und gemtbildend sein. 7. Die einzelnen Lebens- und Zeitbilder sind schon uerlich der bersichtlichkeit und der Hervorhebung des Wichtigsten wegen scharf zu gliedern, auch um fr einfache Schulverhltniffe eine engere Stoffauswahl leicht zu ermglichen. Ein Geschichtliches Quellenbuch fr die Provinz Sachsen" ist in Vorbereitung. Mge das vorliegende Geschichtsbuch dazu beitragen, die Jugend unserer Provinz mit der bedeutungsvollen Geschichte der geliebten engeren und weiteren Heimat vertraut zu machen, in ihr ein starkes, wirksames Heimatsgefhl zu entznden, ihren Blick zu schrfen sr die Wertschtzung unserer hohen Kultur-gter, sie mit den Gefhlen hingebender, opferfreudiger Vater-landsliebe und ungeheuchelter Ehrfurcht sowie unbegrenzter Dank-barkeit gegen unser erhabenes Herrscherhaus zu erfllen und endlich Gottes Walten in der Geschichte erkennen zu lassen. Mit Gott fr König und Vaterland! Mit Gott fr Kaiser und Reich!" Mgen recht viele Schulmnner und Vaterlandsfreunde der Heimatsprovinz an der weiteren Ausgestaltung dieses Buches mitarbeiten, damit es viel Segen wirke in Schule und Haus! Dir sei des Ruhmes Kranz, du Land der Sachsen, Du Wiege stolzer Macht und Herrlichkeit I Ist doch aus dir Borussia erwachsen; Du Perle jetzt in uusers Herrn Geschmeid! Wie ward in alten und in jungen Tagen Um dich so manche heie Schlacht geschlagen! O, schirm dich Gott allweg mit starker Hand, Du Gau, so schn, du herrlich Sachsenlandl" (Ernst Frste in Provinz Sachsen in Wort und Bild".) Herbst 1902. Die Verfasser.

10. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 22

1903 - Wiesbaden : Behrend
Gemtern . der Athener. Daran war eine Gruppe von Philosophen schuld. Sie nannten sich selbst Sophisten, das heit Lehrer der Weis-heit". Diese Männer behaupteten, alles zu verstehen und alle alles lehren zu knnen. Ohne Vorbereitung sprachen sie der jedes ihnen gestellte Thema und machten sich anheischig, jeden, auch den widersinnigsten Satz zu beweisen. Einmal bewies einer jemandem, der einen mnnlichen Hund besa, da sein Vater ein Hund sei. Er sagte: Dein Hund hat Junge, dann ist er also Vater; r gehrt Dir, ist also Dein Vater; folglich ist Dein Vater ein Hund." Das sollte nicht etwa ein Witz sein; die Sophisten bildeten sich gerade auf solche Beweise sehr viel ein und sahen darin den Gipfel menschlichen Scharfsinns. In dieser ihrer Weisheit hielten sie Kurse ab, und die angesehensten unter ihnen lieen sich ihren Unterricht sehr teuer bezahlen. Es war schlielich kein Wunder, da durch den Einflu solcher Lehrer unter den gebildeten Athenern eine groe Oberflchlichkeit einri. Auch in sittlicher Hinsicht brachten diese Leute groe Uuorduung tu die Gemter. Ihr Hauptsatz lautete: Der Mensch ist das Ma aller Dinge," d. h. was jeder einzelne Mensch denkt und tut, das ist immer recht. So meinten ihre Schler, sie drften tun, was sie wollten, sie knnten nur auf ihren Vorteil sehen und ihm zu liebe auch Schlechtes begehen. Pflichten gegen Staat und Mitmenschen wollten sie gar nicht mehr gelten lassen. b) Ziele und Wirken des Sokrates. Gegen dieses Unwesen trat Sokrates auf. Ihm stand es klar vor Augen, da der Staat zugrunde gehen msse, wenn solche Gedanken ganz zur Herrschaft gelangten. Er selbst hatte stets seine Pflichten gegen das Vaterland aufs gewissenhafteste erfllt und sogar mehrmals im Felde gestanden. Seine Liebe zu den Mitmenschen war unbegrenzt, seine Seele stets ruhig und heiter. Vor allem galt es ihm, seine Mitbrger von dieser Oberflchlich-keit zu heilen und zu grndlichem Nachdenken zu erziehen. Er wute aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, selbst der die einfachsten Dinge sich ganz klar zu werden. Traf er einen, den er als eingebildeten Sophistenschler kannte, auf der Strae oder auf dem Markte, so sprach er ihn wohl an und stellte ihm eine einfache Frage der eine ganz gewhnliche Sache. Kam eine grobe Antwort, so lie er sich nicht irremachen, sondern fragte weiter, und ehe sich der andere dessen versah, fa er fest. Sokrates hatte ihm gezeigt, da er selbst der die einfache Sache nicht ordentlich Bescheid wute. Viele nahmen das bel, aber manche wurden doch durch ihn zu ernstem Nachdenken und so zur Grndlichkeit angeleitet. Sokrates wollte aber auch sittlich bessern. Er zeigte unablssig, da man nicht zuerst an sich denken msse, da vielmehr die Pflichten gegen den Staat und die Mitmenschen vorgehen. Diese Pflichten fate er unter dem Worte Tugend" zusammen. Wenn man ihn fragte, woher er feine Lehren habe, so sagte er: Von einer Gottheit, die allein in mir wirkt und lebendig ist." Das war eine Anschauung, die den Athenern bisher fremd gewesen war. c) Verurteilung und Tod. Seine Arbeit blieb nicht ohne Erfolg. Eine ganze Reihe gerade der tchtigsten Jnglinge suchten feinen Unterricht, zum groen Arger der Sophisten, die ihren Einflu schwinden sahen, denen er zudem die Preise verdarb, da er unentgeltlich lehrte. Auch konnten es ihm manche eingebildete Leute nicht verzeihen, da er ihnen gezeigt hatte, wie wenig sie wuten. Seine Feinde wagten es schlielich, ihn vor Gericht anzu-klagen, da er die Jugend verderbe und neue Götter einfhren wolle. Sokrates verschmhte es, der Sitte gem die Richter um Milde zu bitten, verteidigte sich vielmehr sehr freimtig und sagte ihnen grndlich die Wahrheit. Darber erzrnt, sprachen sie ihn schuldig. Nach dem Gesetze wurde der fr schuldig Befundene gefragt, welche Strafe ihm werden msse.
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